

Umwelt und Klima: Grüne Moscheen für die Energiewende
Marokko rüstet seine Moscheen energieeffizient um und trägt so zum Klimaschutz bei.
Um dem Klimawandel zu begegnen, setzt Marokkos Regierung auf mehr Energieeffizienz und erneuerbare Energien. Die Moscheen des Landes und ihre geistlichen Gelehrten helfen, die Bevölkerung vom Energiesparen zu überzeugen.
Landesweit gibt es in Marokko rund 52.000 Moscheen – für die Stromrechnungen von 15.000 dieser Moscheen kommt das marokkanische Religionsministerium auf. Das Ministerium, das jedes Jahr ca. 150 weitere Moscheen erbaut, will diese Kosten deutlich senken und gleichzeitig das Bewusstsein der Bevölkerung für erneuerbare Energien und Energieeffizienz schärfen. Bis 2030 sollen in Marokko 52 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien gewonnen werden. Da die Moscheen des Landes und ihre Imame wichtige Botschafter dieser geplanten Energiewende sind, hat das marokkanische Religionsministerium in Zusammenarbeit mit dem Energieministerium und zwei weiteren staatlichen Partnern ein Programm zur energieeffizienten Umrüstung der Moscheen im Land gestartet. Dadurch sollen ein neuer Markt für Energiedienstleistungen und mehr Arbeitsplätze in den Bereichen Energieeffizienz und erneuerbare Energien entstehen. Dazu müssen Fachkräfte entsprechend aus- und weitergebildet werden.

Experten und Multiplikatoren werden für die Energiewende ausgebildet
Im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) unterstützt die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH das Vorhaben Marokkos mit strategischer Beratung und Ausbildungsangeboten. Ein wichtiger Bestandteil des Projekts, das im Rahmen der Sonderinitiative zur Stabilisierung und Entwicklung in Nordafrika, Nahost, durchgeführt wird, ist die Förderung der Privatwirtschaft: Sie soll künftig eigenständig Dienstleistungen für Energieeffizienz und erneuerbare Energien anbieten. Bislang fehlt es dafür auch an Fachkräften. Deshalb hat das Vorhaben beispielsweise Selbstständige in Agadir und Tanger darin geschult, Energieprojekte für öffentliche und private Kunden zu entwickeln und zu vermarkten. Durch die Aktivitäten des Projekts sind insgesamt bereits 262 neue Arbeitsplätze entstanden.
Um die Bevölkerung für das Thema zu sensibilisieren, werden Imame und weibliche Religionsgelehrte – Mourchidas – in Sachen Energieeffizienz weitergebildet. Denn: die Religionsgelehrten haben in Marokko eine wichtige gesellschaftliche Stellung. Inzwischen haben sich über 600 Imame, Mouchidas und Funktionäre des Religionsministeriums (darunter 31 Prozent Frauen) Argumente für die Energiewende angeeignet. Bis Mai 2021 sollen insgesamt mehr als 1.200 Religionsgelehrte ihr neues Wissen unter anderem in Predigten an ihre Gemeinden weitergeben. Dafür hat das Religionsministerium einen Leitfaden mit religiös abgeleiteten Argumenten für Energieeffizienz und die verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien entwickelt, den es an die Imame und Mourchidas in Marokko verteilt.

Energieeffiziente Bauweise und Technik für die Moscheen
Parallel dazu wurden in einem ersten Schritt über 100 Moscheen zu „Grünen Moscheen“ umgerüstet – zum Beispiel mit energieeffizienten Beleuchtungsanlagen und Solaranlagen für warmes Wasser. Die Energiekosten haben sich für diese Moscheen um über 40 Prozent reduziert. Bei der Planung neuer Moscheen setzt sich das Vorhaben dafür ein, dass Energieeffizienzstandards in die öffentlichen Ausschreibungen für den Bau der Moscheen eingeführt werden. Eine neu energieeffiziente Moschee wurde 2016 in Tadmamet, 40km von Marrakesch entfernt, fertig gestellt.
Weitere Institutionen wollen nun dem Ansatz der „grünen Moscheen“ folgen. Mit der marokkanischen Post, dem Träger für Studentenwohnheime sowie dem Energie- und Finanzministerium wurde die Arbeit zur Einführung von Energiemanagementsystemen begonnen. So konnte die Post erste Reduzierungen des Energiebedarfs in ihren Gebäuden registrieren.
Durchgeführt werden die energetischen Modernisierungs- und Bauarbeiten von marokkanischen Unternehmen. Davon profitierte zum Beispiel der Energieunternehmer Yassine Alj: „Wir konnten unsere Arbeit im Bereich Energieeffizienz in öffentlichen Gebäuden verbessern und somit international konkurrenzfähiger werden.“ Für die marokkanischen Unternehmen ist die Mitarbeit beim Projekt damit eine Investition in die Zukunft – künftig sollen weitere Gebäude in Marokko energetisch saniert oder neu errichtet werden.
Stand: Juli 2019