Wirtschaft und Beschäftigung: Mehr Jobs. Bessere Jobs.

Jeder vierte junge Mensch in Nordafrika hat keine Arbeit. Gründungsberatung und Jobcenter sind ein Teil der Lösung.

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Bezahlte Arbeit ist knapp in Nordafrika. Die Bandbreite an Lösungen für mehr und bessere Beschäftigung ist vielfältig – von der Förderung für Agrar-Start-ups bis hin zu besserer Jobqualität und landesweiten Beschäftigungsinitiativen. Denn: Gute und langfristige Arbeitsplätze sind möglich.

Gerade in Nordafrika gehören die extrem hohe Jugendarbeitslosigkeit und der Mangel an beruflichen Perspektiven zu den drängendsten Problemen, die die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH im Auftrag der Bundesregierung strategisch löst. Die GIZ arbeitet dazu mit nationalen Partnern zusammen: In Nordafrika haben so von 2015 bis 2017 rund 38.000 Menschen Arbeit gefunden.

Dazu gehört auch Lobna Dams aus Jemmel bei Monastir im Osten von Tunesien. Die 36 Jahre alte Existenzgründerin baut auf ihrer vier Hektar großen Farm Kaktusfeigen und Moringa in Bioqualität an und verarbeitet diese zu Kosmetik und Tee.

In Tunesien liegt die Jugendarbeitslosigkeit auf dem Land bei über 45 Prozent, viele junge Menschen gehen in die Städte oder nach Europa. Deshalb konzentriert sich ein Teil der Aktivitäten der GIZ in Tunesien auf die Förderung von Agrar-Unternehmen und die Schaffung von Jobs für junge Menschen im ländlichen Raum. Rund 785 Agrarprojekte bzw. Geschäftsideen werden seit 2016 im Auftrag des Bundesentwicklungsministeriums gefördert. „Nakawa Bio“, die Firma von Lobna Dams, wurde von der GIZ in Kooperation mit der tunesischen Regierung begleitet – von der Geschäftsidee bis hin zum Kauf von Geräten für die Feldarbeit. 

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1.200 Gründungsideen in Tunesien

Mittlerweile beschäftigt Lobna Dams zehn Festangestellte und rund 40 Saisonarbeiter. Diesen Start-up-Ansatz trägt das Bundesunternehmen jetzt zusammen mit der staatlichen tunesischen Agrarförderungsagentur in die Breite: mehr als 2.000 junge Menschen haben in persönlichen Trainings sowie 1.000 in virtuellen Trainings zur Unternehmensgründung und Businessideen abgeschlossen, etwa die Hälfte davon Frauen. In einem anschließenden Wettbewerb wurden aus den Ideen 300 Gewinner ausgewählt, die Einzelcoachings für ihre vielversprechenden Geschäftsideen erhielten. Diese Ideen reichen von Trockenobst oder Biodüngerherstellung bis hin zu technischen Projekten wie dem GPS-Tracking von Farm-Tieren. Sechs Monate nach dem Inkubationszyklus generieren 20 Prozent von den Projekten bereits Einkommen. Das Beschäftigungspotenzial liegt bei zwei Vollzeitkräften pro Projekt. Gut für die Schaffung langfristiger Arbeitsplätze – schließlich<n ist diese eines der zentralen Kooperationsziele zwischen den Partnerregierungen und der GIZ. 

Lobna Dams jedenfalls baut ihr Unternehmen weiter aus: „Aktuell reinvestiere ich alle Gewinne in Nakawa Bio“, so die Unternehmerin. Nach zwei Jahren hat Lobna mehrere Partnerschaften in Europa geschlossen und ein erstes kooperatives Vertriebssystem („Franchise“) ist in der Verhandlung. Seit der Corona-Pandemie hat die Geschäftsfrau ihre Fähigkeiten in Digital Marketing weiterentwickelt und nutzt dies nun aktiver, zum Beispiel zur Webseiten-Entwicklung und Einbindung einer E-Payment-Funktion.“

Innovationen, Jobcenter und geschulte Vorarbeiter in Ägypten

In Ägypten stehen Jobs für junge Arbeiter und Angestellte im Fokus der Beschäftigungsinitiative. Denn jeder vierte Ägypter unter 25 Jahren hat keine Arbeit. Besonders für Menschen ohne Hochschulabschluss sind die Arbeitsbedingungen im Land oft inakzeptabel: Es gibt kaum Arbeitsverträge, selten Sozialversicherung und die Atmosphäre in vielen kleineren Unternehmen ist hierarchisch und wenig kollegial. Entsprechend hoch ist die Unzufriedenheit und Fluktuation der Mitarbeiter.

Daher setzt die GIZ für mehr und bessere Jobs in Ägypten besonders an zwei Stellschrauben an: Jobvermittlung und faire Arbeitsbedingungen. So unterstützt das Bundesunternehmen den Nationalen Beschäftigungspakt mit Fachleuten für Organisationsentwicklung und in Budget- und Personalfragen. Der Beschäftigungspakt, eine Initiative von ägyptischen und deutschen Unternehmen sowie der Deutsch-Arabischen Industrie- und Handelskammer, betreibt zum Beispiel Jobcenter. Dort finden junge, motivierte Arbeitssuchende und Unternehmen mit freien Stellen zusammen. 
 

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Jobs für 8.500 junge Leute in Ägypten

Derzeit gibt es vier Jobcenter, in denen rund 40 Mitarbeiter offene Stellen vermitteln und Jugendliche in zweitägigen Jobvorbereitungskursen fit für den Beruf machen. Von 2015 bis Ende 2019 haben so 8.500 junge Menschen Arbeit gefunden.

Bessere Arbeitsbedingungen für 11.000 Ägypterinnen und Ägypter

Auch bei der Arbeitsatmosphäre setzt die GIZ an, zum Beispiel durch Trainings für Vorarbeiter, die Sozialkompetenz und moderne Führung vermitteln. Oder durch Innovationswettbewerbe, in denen Mitarbeiter Verbesserungsvorschläge einreichen. Die GIZ ermöglichte so die Realisierung einer mobilen Anwendung („App“), mit der Angestellte Ideen beim Management einreichen können. Darunter eine neue, kostenlose Kinderbetreuung im Unternehmen, damit Mütter wegen fehlender Kinderbetreuung nicht mehr kündigen. Mit Lösungen wie diesen hat die GIZ seit 2015 rund 48.000 Menschen bessere Arbeitsbedingungen ermöglicht. Mehr als die Hälfte davon sind Frauen.

(Stand: April 2020)