Ausgangssituation
Jordanien ist eines der wasserärmsten Länder der Welt. Durch die Ausdehnung der Bewässerungslandwirtschaft, die zunehmende Industrialisierung und das große Bevölkerungswachstum steigt der Wasserbedarf kontinuierlich an. Infolge der Krise im benachbarten Syrien sind zudem mehr als 655.000 Flüchtlinge in Jordanien registriert. Schätzungen gehen davon aus, dass mindestens noch einmal die gleiche Anzahl nicht registrierter Geflüchtete im Land lebt. So steigt der Druck auf die knappen Wasserressourcen. Die ohnehin unzureichende Infrastruktur zur Versorgung der Bevölkerung kommt dadurch an die Grenzen ihrer Belastbarkeit.
Der ineffiziente Umgang mit den knappen Wasserressourcen in Jordanien führt derzeit zu enormen technischen und administrativen Wasserverlusten. Dies ist sowohl auf ein fehlendes Bewusstsein der Bevölkerung im sparsamen Umgang mit Wasser zurückzuführen, als auch auf eine ungenügende Qualität der Wasser- und Sanitärinfrastruktur. Auch nachlässige Wartung spielt eine Rolle: Vor allem auf Haushaltsebene gibt es Wasserverluste durch mangelhafte Wartung der Sanitäranlagen. In der konservativen Gesellschaft Jordaniens ist der Berufsstand der Sanitärfachkräfte dabei nahezu ausschließlich von Männern geprägt und der Berufseinstieg für Frauen erschwert. Da der Besuch eines männlichen Klempners im Haushalt meist auch die Anwesenheit eines männlichen Familienmitglieds erfordert, werden undichte Wasserhähne und andere Mängel oft erst zeitverzögert repariert – und kostbares Wasser geht verloren.
Auch auf Ebene der öffentlichen Versorgungsnetze werden große Mengen an Wasser verschwendet, da die jordanische Wasserbehörde nicht über ausreichend qualifizierte Fachkräfte verfügt, um die Leitungssysteme und die technische Infrastruktur langfristig effizient zu betreiben und zu warten. Sowohl der Mangel an qualifizierten und insbesondere weiblichen Sanitärfachkräften, die Wasser- und Sanitärdienstleistungen auf Haushaltsebene anbieten können, als auch der Mangel an qualifiziertem Betriebspersonal in den Wasserversorgungsunternehmen verhindern einen wirksamen Umgang mit der Ressource Wasser.