Ausgangssituation
Natürliche Krankheitsausbrüche, unbeabsichtigte Freisetzungen tödlicher, potenziell waffenfähiger Erreger oder bioterroristische Anschläge können verheerende Auswirkungen haben. Um solchen biologischen Risiken entgegenzuwirken und einen Beitrag zur Globalen Partnerschaft gegen die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen und -materialien der G7-Staaten zu leisten, rief das Auswärtige Amt 2013 das Deutsche Biosicherheitsprogramm ins Leben. Es befindet sich nun in seiner zweiten Phase und soll bis 2022 verlängert werden. Das Programm ist Bestandteil der präventiven Sicherheitspolitik der Bundesregierung. Es trägt zur Umsetzung des Übereinkommens über das Verbot biologischer Waffen (BWÜ) bei.
Ziel
Die Sensibilisierung für und Minimierung von Risiken, die von hochpathogenen Erregern ausgehen, einschließlich des potentiellen Missbrauchs für terroristische Zwecke, ist verbessert.
Vorgehensweise
Das Biosicherheitsprogramm wird gemeinsam von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH, dem Robert Koch-Institut (RKI), dem Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM), dem Friedrich-Loeffler-Institut für Tiergesundheit (FLI) und dem Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr (IMB) umgesetzt. Das Programm verbessert die Präventions- und Reaktionsfähigkeit der Partner in Fragen biologischer Risiken und ihre Fähigkeit zu Entdeckung (Detektion) und Diagnostik von hochpathogenen Erregern. Zudem baut es intersektorale und regionale Netzwerke zu biologischen Risiken auf und unterstützt die Einhaltung internationaler Standards zu biologischer Sicherheit (Biosafety und Biosecurity). Des Weiteren leistet das Programm einen Beitrag dafür, das Bewusstsein für Biosicherheit und Nichtverbreitung zu erhöhen und den wissenschaftlichen Austausch zu biologischer Sicherheit zu fördern. 16 Vorhaben in mehr als zwölf Partnerländern tragen zu den Zielen des Biosicherheitsprogramms bei.
In den Schwerpunktländern Sudan, Tunesien und Marokko arbeitet das Vorhaben in enger Abstimmung mit dem Robert Koch-Institut. Es konzentriert sich dabei auf Maßnahmen in den Themen:
• Sensibilisierung für biologische Risiken und Maßnahmen im Bereich Biosicherheit
• Vernetzung von Akteuren zur Vorbeugung, Erkennung und Abwehr von biologischen Gefahren
• Stärkung der Leistungsfähigkeit staatlicher Institutionen an der Schnittstelle zwischen Gesundheit und Sicherheit
Das Vorhaben ergänzt die Biosicherheitsaktivitäten der Fachinstitute IMB, FLI, BNITM und RKI in den Partnerländern Georgien, Kasachstan, Sudan und in der Ukraine. Es unterstützt Partnerinstitutionen vor Ort operativ und inhaltlich und leistet so einen Beitrag zu einer effizienten Umsetzung aller Maßnahmen und zur besseren Leistungsfähigkeit der Partner.
In einem Programmbüro, das als zentrale Geschäftsstelle fungiert, unterstützt das Vorhaben gemeinsam mit dem RKI das Auswärtige Amt bei der Steuerung und Außendarstellung des Biosicherheitsprogramms.
Wirkungen
In Sudan wurde ein nationales Netzwerk aufgebaut, um den Austausch sudanesischer Labore über Biosicherheit zu ermöglichen. In Zusammenarbeit mit staatlichen Gesundheitsbehörden hat das Programm zudem eine landesweite Richtlinie zur Biosicherheit erstellt. Eine Strategie zur Umsetzung dieser Richtlinie wurde gemeinsam mit sudanesischen Institutionen der Gesundheitsbranche entwickelt. Zudem trug eine fachübergreifende Übung dazu bei, bestehende Notfallpläne zu testen und weiterzuentwickeln. Um das Risiko des Ausbruchs einer Infektionskrankheit in Laboren zu reduzieren, begleitete das Vorhaben die Entwicklung eines Berichtssystems für Laborzwischenfälle und fördert Sensibilisierungsmaßnahmen für Laborpersonal und -verwaltung.
In Tunesien begleitete das Programm in den letzten Jahren die Entwicklung eines Notfallplans für biologische Gefahrenlagen. In mehreren Simulationsübungen wurde der Plan getestet und evaluiert. Er verbessert die Präventions- und Reaktionsfähigkeit auf biologische Gefahren und trägt zur besseren Vernetzung der verantwortlichen Akteure bei. Zu seiner Umsetzung begleitet das Programm die Entwicklung eines fachübergreifenden Lehrplans im „blended learning"-Format (eine Kombination aus Präsenzveranstaltungen und E-Learning-Formaten). Zudem unterstützt die GIZ die tunesischen Partner seit 2016 bei der Erarbeitung und Umsetzung einer nationalen Risiko- und Krisenkommunikationsstrategie, durch welche die Partner in die Lage versetzt werden, bei einer biologischen Gefahrenlage schnell, angemessen und wirkungsvoll mit den Medien und der Öffentlichkeit zu kommunizieren.
In Marokko hat das Programm gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium eine nationale Risiko- und Krisenkommunikationsstrategie sowie einen Umsetzungsleitfaden entwickelt. Durch eine zielgruppengerechte Kommunikation mit der Bevölkerung und eine Koordination zwischen Behörden ist es möglich, die negativen Folgen eines biologischen Ernstfalls einzudämmen. Zudem unterstützt die GIZ die marokkanischen Partner dabei, ein nationales Lagezentrum zu etablieren, das die intersektoral abgestimmte Bewältigung von Gesundheitskrisen oder biologischen Notlagen gewährleisten soll. Dafür wurden im Jahr 2019 die entsprechenden Verfahrensstandards mit den marokkanischen Partnern abgestimmt und zum Teil beübt. Darüber hinaus wurden landesweit über 550 Pflegekräfte sowie Studierende und Lehrkräfte von Medizinfakultäten für biologische Risiken sensibilisiert.