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21.04.2022

Innovative Ideen für die gesellschaftlichen Herausforderungen des Jahrhunderts

Ob Schutz vor Gewalt im Internet oder besserer Zugang zu Impfungen – die Ideen vom GIZ Innovation Fund kennen keine Grenzen und tragen zum Gemeinwohl bei.

Beleidigungen, das Veröffentlichen persönlicher Daten und sexuelle Belästigungen. Weltweit machen vor allem Frauen und LGBTI+ Personen (Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Inter) im Internet solche Erfahrungen.

Ein pfiffiges Mittel dagegen hat das sechsköpfige Team namens ScrollSafe entwickelt und damit beim Innovationswettbewerb der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH überzeugt. Zum Kernteam gehört auch ARTICLE 19, eine internationale Menschenrechtsorganisation, die sich für Informations- und Meinungsfreiheit einsetzt. Ihre Idee: Gemeinsam mit einem Bündnis aus zivilgesellschaftlichen Organisationen entwickelt ScrollSafe softwarebasierte Schutz- und Meldefunktionen, die Social Media-Plattformen integrieren können, um Nutzer*innen vor geschlechtsspezifischer Gewalt zu schützen. Janina Kempf, GIZ-Beraterin und Mitglied im Team ScrollSafe, erklärt: „Unser Ziel ist es, Social Media-Plattformen zu einem sichereren Ort für Frauen, Mädchen und alle anderen Personen zu machen, damit sie sich frei ausdrücken und an der digitalen Öffentlichkeit teilnehmen können – ohne Angst vor Diskriminierung oder Gewalt.“

Aktuell baut das Team eine Allianz aus öffentlichen und privaten Organisationen auf, um die Social Media-Unternehmen von ihrer Idee zu überzeugen. Geplant ist ein Start mit Twitter in Kenia, dann sollen weitere Plattformen wie Meta und TikTok folgen. Keine leichte Aufgabe: „Unsere größte Herausforderung ist, die Unternehmen von den Funktionen zu überzeugen, die ihre Plattformen für Nutzer*innen sicherer und gerechter machen. Neben dem sozialen Nutzen spielen dabei vor allem finanzielle und rechtliche Anreize für die Plattformen selbst und deren Geschäftsmodell eine große Rolle“, so das Team.

Impfcheck per Knopfdruck  

Wie schwierig das ist, weiß Siri Snow aus Erfahrung. Die 33-Jährige ist Projektmanagerin bei der GIZ und Mitglied im Team „emmunize“, das 2019 beim GIZ Innovation Fund gewann:
„Es gab Höhen und Tiefen. Wir haben schnell gelernt, weiterzumachen und nicht aufzugeben. Ich glaube auch, dass es ein wichtiger Faktor war, kreativ zu sein und über den Tellerrand hinauszuschauen, damit wir heute mit dem Projekt da stehen, wo wir sind.”

Heute ist „emmunize“ eines der erfolgreichsten Projekte des Ideenwettbewerbs und trägt dazu bei, mehr Menschen in entlegenen Gebieten Impfungen zugänglich zu machen. Möglich machen dies verlässliche und umweltfreundliche Kühlmittel kombiniert mit einer mobilen Anwendung.

Mehr Wirksamkeit durch Innovation

Seit dem Gewinn ist viel passiert: Das Konzept ist zusammen mit drei Gesundheitseinrichtungen weiterentwickelt und in neun abgelegenen Gemeinden in Malawi erprobt worden. Die GIZ hat das Pilotprojekt, das unter anderem von der Merck-Familienstiftung finanziell unterstützt wurde, koordiniert und umgesetzt. Eine mobile App ist mit dem neuen elektronischen Patientenregister in der Region Bilira (Malawi) verknüpft. Außerdem entstand ein Unterstand für die Impfung von Kindern unter fünf Jahren, der auch mit einem solarbetriebenen Kühlschrank ausgestattet ist.

„Mit dem Innovationswettbewerb war es möglich, von Anfang an mit Familienangehörigen und Gesundheitspersonal eine Lösung zu entwickeln, die wirklich was bringt. Damit konnten wir die Zukunft tausender, gesunder Kinder mitgestalten“, ergänzt Sofia Nürnberger aus dem Team „emmunize“, die bei der GIZ als Spezialistin für nachhaltige Beschaffung arbeitet.

Damit noch mehr solcher wertvollen Lösungsvorschläge entstehen, die zum Gemeinwohl beitragen, ruft die GIZ seit 2017 jährlich den unternehmensweiten Ideenwettbewerb aus. Teilnehmer*innen erhalten sieben Monate lang Freiraum, etwas Neues zu wagen und damit Dienstleistungen und Produkte für globale Herausforderungen zu entwickeln. Dieses Jahr waren Ansätze gesucht, die zu einem grünen und nachhaltigen Aufschwung nach COVID-19 beitragen („Build Back Better“). Mehr als 500 Einreichungen aus über 70 Ländern kamen in den letzten Jahren zusammen. Von den achtzehn geförderten Ideen der Gewinnerteams sind bereits dreizehn umgesetzt.

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