Eine Person hält einen Haufen Fische. Eine Frau arbeitet einer vom Frauenzentrum bereitgestellten Nähmaschine.

Klima, Umwelt, Management natürlicher Ressourcen: Mit Fangquoten Mensch und Natur nachhaltig schützen

Traditionelle Fischerei ist wichtig – ebenso wie die Balance zwischen wirtschaftlicher Nutzung und Küstenschutz.

© 50milimetros Films / GIZ
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Mit Fangquoten Mensch und Natur nachhaltig schützen

Traditionelle Fischerei sichert das Überleben von Gemeinschaften weltweit. Dabei ist die Balance zwischen wirtschaftlicher Nutzung und nachhaltigem Küstenschutz wichtig. Damit das gelingt, arbeiten Fischer*innen mit Politik und Wissenschaft zusammen. Das Ziel: Die Küste als Lebensraum für Mensch und Tier erhalten. Das gezielte Monitoring von Fangquoten leistet dazu einen wichtigen Beitrag.

Wenn Pabola Souza einen Fisch fängt, zückt sie danach direkt ein Notizbuch. Nicht etwa, weil sie Tagebuch schreibt: Die Brasilianerin trägt damit zum Schutz ihrer Fischgründe bei. Die Fischerin dokumentiert ihren Fang. Andere nutzen dazu auch eine anonymisierte App; die Daten gehen direkt an die Naturschutzbehörde. So wie Souza speisen auch Hunderte andere Fischer*innen an der Küste im Nordosten Brasiliens ihre Daten ein. Basierend auf dem dadurch entstehenden Monitoring wird ein lokaler Fischereimanagement-Plan erstellt. Wer darf wo und wann wie viel von welcher Fischart fangen? Bei diesen Fragen entscheiden lokale Akteur*innen mit.

Das Monitoring ist Teil eines Projektes der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH, beauftragt vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV), das gemeinsam mit dem brasilianischen Umweltministerium und der Naturschutzgebietsbehörde durchgeführt wird. Ziel dabei ist es, die Biodiversität im Meer und an den Küsten Brasiliens zu schützen – mit über 8.500 Kilometern eine der längsten Küsten weltweit.

Eine Person hält ein Netz in die Luft.

© 50milimetros Films / GIZ

Die GIZ hat dort dabei unterstützt, lokale Fischereimanagementpläne für drei Schutzgebiete einzurichten. Die geschützte Fläche umfasst insgesamt rund 290.000 Hektar. Durch die genehmigte nachhaltige Nutzung profitieren rund 3.900 Familien in den drei Gebieten. Fischerinnen profitieren besonders: 600 von ihnen haben sich in regionalen Netzwerken organisiert und werden mit Schulungen zum nachhaltigen Wirtschaften gefördert.

Wir machen uns gemeinsam Gedanken über den Erhalt der biologischen Vielfalt, damit auch künftige Generationen weiterhin davon leben können.
Pabola Souza

Bedrohter Lebensraum

Die brasilianische Küste ist Heimat vielfältiger Ökosysteme und weist eine einzigartige Artenvielfalt auf. Doch nicht nur tierische Bewohner zieht es ans Meer: Rund 51 Millionen Menschen, knapp ein Drittel der Bevölkerung Brasiliens, leben dort, mehr als die Hälfte des Bruttoinlandsprodukts (BIP) wird hier erwirtschaftet. Die Küste ist daher eines der am stärksten bedrohten Gebiete des Landes: Metropolen, Häfen, große Industrieanlagen, Öl- und Gasförderung, Fischerei und Tourismus sind Gefahren für die sensiblen Ökosysteme.

Diese zu schützen, ohne die Lebensgrundlage der traditionellen Fischer*innen zu zerstören, ist ein Balanceakt. Das Projekt funktioniert, weil es die lokalen Gemeinschaften mit einbezieht, meint Pabola Souza: „Die Fischergemeinden werden zu Verbündeten und wissen, dass ihre Anliegen Gehör finden. Sie werden nicht einfach mit fertigen Beschlüssen konfrontiert.“ Die Ressourcen an der Küste nachhaltig zu nutzen, ist für sie auch eine Investition in die Zukunft: „Wir machen uns gemeinsam Gedanken über den Erhalt der biologischen Vielfalt, damit auch künftige Generationen weiterhin davon leben können.“

Eine Gruppe von Menschen auf einem Boot.

© Paul Tuda / GIZ

Mehr über das Meer wissen

Das Monitoring als wichtiger Bestandteil für den Küstenschutz funktioniert nicht nur in Brasilien, sondern ist global erfolgreich. Auch in Mosambik und Tansania sind etwa wissenschaftliche Institutionen an einer entsprechenden Initiative der GIZ, gefördert durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), beteiligt. Die Initiative stärkt aktuell 12 afrikanisch-deutsche Wissenschaftskooperationen und unterstützt innovative Forschungsprojekte zum Meeresschutz. Damit soll eine fundierte Basis für politische Entscheidungen zum Naturschutz entstehen. Die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Politik funktioniert auch hier nicht ohne lokale Gemeinschaften.

Warum das wichtig ist, zeigt ein Blick auf die Zahlen: Rund 800 Millionen Menschen weltweit sind wirtschaftlich direkt oder indirekt von Fischerei und Aquakultur abhängig. Allein die Kleinfischerei beschäftigt über 200 Millionen Menschen. Um diesen riesigen Sektor nachhaltig zu gestalten, bezieht die GIZ in ihrer Arbeit ökologische, wirtschaftliche und soziale Faktoren ein – ob an der brasilianischen Küste oder in Ostafrika.

Stand: Dezember 2022

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