Eine lächelnde Person an einem Obststand. Eine Frau arbeitet einer vom Frauenzentrum bereitgestellten Nähmaschine.

Ländliche Entwicklung und Agrarwirtschaft: Mehr als ein Trend: Bio-Landbau in Afrika

Ressourcen schonen und gleichzeitig mehr ernten: Das Beispiel Senegal zeigt, wie das funktioniert.

© GIZ/Agricomm
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Mehr als ein Trend: Bio-Landbau in Afrika

In vielen afrikanischen Ländern sichern Landwirt*innen ihre Zukunft mit Bio-Lebensmitteln. Regionale Wissenszentren für Ökolandbau vermitteln vier Millionen Menschen das nötige Know-how, damit sie höhere Erträge einfahren und gleichzeitig die Umwelt schonen. Aber: Nur wenn die Kund*innen auf den heimischen Märkten verstehen, wie gut ökologisch angebaute Lebensmittel sind, gelingt die Wende zur nachhaltigen Landwirtschaft.

Mehr als die Hälfte der Bevölkerung Afrikas arbeitet in der Landwirtschaft. Die Bäuerinnen und Bauern verdienen ihren Lebensunterhalt und leisten einen essenziellen Beitrag im Kampf gegen die Unterernährung auf dem Kontinent. In Konsequenz bedeutet dies: Je mehr Ertrag, desto besser. Gleichzeitig gilt es, die bedrohten Ökosysteme zu schonen. Ein Widerspruch? Im Gegenteil, wie das Beispiel Senegal zeigt. Die dortige Regierung hat sich 2019 dem Öko-Landbau verpflichtet. Mit Erfolg: Landwirt*innen können ihre Erträge und Einkommen steigern, wenn sie die Ressourcen nachhaltig nutzen. Um den Wandel von der konventionellen zur Bio-Landwirtschaft zu schaffen, braucht es Fachwissen: Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH hat deshalb das „Wissenszentrum für Ökolandbau in Afrika“ aufgebaut.

Eine Frau verkauft Lebensmittel auf einem Markt.

© GIZ/Mouhamed Sek

Ohne Kommunikation läuft nichts – das weiß Binta Dione. Im Wissenszentrum trainierte sie deshalb nicht nur, wie sie Bio-Lebensmitteln anbaut und weiterverarbeitet, sondern lernte auch das passende Marketing. Die Bäuerin aus dem Dorf Landou in Senegal leitet mittlerweile eine lokale Biolandbau-Kooperative. Binta verkauft ihre Waren zu fairen Preisen. Diese liegen aber zum Teil über denen für konventionell angebautes Obst und Gemüse. „Der aktive Dialog mit den Kundinnen und Kunden ist daher ein wichtiger Teil meiner Arbeit“, berichtet Binta. Nur wer versteht, wie positiv die ökologisch angebauten Lebensmittel für Mensch und Natur sind, ist bereit, für sie zu zahlen. Der Erfolg gibt Binta recht: Mit ihrem Öko-Business erwirtschaftet die Bäuerin ein gutes Einkommen. Auf speziellen Bio-Märkten in der senegalesischen Hauptstadt Dakar, wo auch Binta ihre Waren anbietet, werden jeden Monat bis zu drei Tonnen lokal und biologisch produziertes Gemüse, Obst, Getreide und Eier verkauft.

Der Dialog mit den Kund*innen ist ein wichtiger Teil meiner Arbeit!
Binta Dione

Bio für den Heimatmarkt

Auch der Blick auf andere afrikanische Länder zeigt, dass ökologische Landwirtschaft Erfolg verspricht: In einem Projekt in Togo konnten Soja-Bäuerinnen und -Bauern nach dem Umstieg auf Bio-Landbau fast ein Drittel mehr ernten. Dennoch ist der afrikanische Bio-Sektor lokal und regional unterschiedlich entwickelt. Während einige Länder, wie etwa Togo oder Burkina Faso, seit Jahrzehnten Pionierarbeit leisten, haben andere die Vorteile der ökologischen Landwirtschaft erst später schätzen gelernt.

Eine Gruppe von Menschen auf einem Lebensmittelmarkt.

© GIZ/Agricomm

Traditionell ist der Anbau von ökologisch angebauten Nutzpflanzen – wie beispielsweise togolesischer Soja – in Afrika exportorientiert. Bio-Landwirt*innen können auf dem internationalen Markt oft höhere Preise erzielen. Doch die Mehrheit der Erzeuger*innen verkauft ihre Waren auf den heimischen Märkten. Daher ist es wichtig, Bioprodukte lokal zu vermarkten und die Nachfrage zu steigern, damit weitere Landwirt*innen dem Beispiel folgen. Um für ihre gesunden und sicheren Lebensmittel in hoher Qualität zu werben, haben die lokalen Verbände vielerorts ihre eigenen Bio-Siegel entwickelt. Dies sensibilisiert Käufer*innen, sie können Bio-Produkte schnell erkennen. Denn viele Bäuerinnen und Bauern zögern noch, ihre Produktion auf ökologischen Landbau umzustellen – etwa, weil sie sich von konventioneller Landwirtschaft höhere Erträge und damit größere Gewinne versprechen.

Fünf Wissenszentren in Afrika

Deswegen sind Wissensaustausch und Kommunikation so wichtig: Im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) arbeitet die GIZ mit lokalen Partnerorganisationen in fünf sogenannten Wissenshubs afrikaweit zusammen. Sie verbinden modernes und traditionelles Wissen, um umweltschonender und effizienter gute Lebensmittel herzustellen. Vertreter*innen aus Unternehmen, Verbänden, Genossenschaften und Nichtregierungsorganisationen sowie Landwirt*innen lernen hier, wie sie Nahrungsmittel ökologisch produzieren, weiterverarbeiten und vermarkten.

Diese 2.500 an den Hubs geschulten Multiplikator*innen helfen, Netzwerke in der Biobranche aufzubauen. So werden weitere Organisationen, Unternehmen und Entscheidungsträger*innen aus der Politik für das Thema gewonnen. Sie teilen ihr Wissen zudem direkt mit Landwirt*innen in 16 afrikanischen Ländern – sei es mit Trainings, auf Versuchsfeldern und bei Netzwerktreffen oder in Dorfkinos, Fernsehen und Radio. So haben sie den ökologischen Anbau von Lebensmitteln bereits vier Millionen Menschen, die im Landwirtschaftssektor arbeiten, nahegebracht.

Stand: Januar 2023

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