Eine Frau mit einem roten Schal. Eine Frau arbeitet einer vom Frauenzentrum bereitgestellten Nähmaschine.

Ländliche Entwicklung und Agrarwirtschaft: Bangladesch: Schnelle Lösungen statt langer Wege

Kleinunternehmerinnen machen mit Apps und Wissen das Leben für die Menschen auf dem Land leichter.

© GIZ/Sabuj Miah
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Bangladesch: Schnelle Lösungen statt langer Wege

Im ländlichen Raum Bangladeschs müssen die Menschen lange Wege gehen, um zur nächsten Ambulanz oder zum Gemüsemarkt zu kommen. Kleinunternehmerinnen schließen diese Lücke – mit Apps, digitalen Sprechstunden und Wissen für die Landbevölkerung.

Unfall auf der Hauptstraße des Bergdorfes Noapara im Südosten Bangladeschs: Ein Motorradfahrer ist am Bein verletzt, er blutet stark. Zu stark, um ihn zur nächsten Arztpraxis in der Bezirkshauptstadt zu bringen. Zum Glück ist Hitoshi Chakma vor Ort. Die Kleinunternehmerin nimmt per Handy-App schnell Kontakt zu einem Arzt auf. Im Telefongespräch erklärt dieser ihr, was zu tun ist: Chakma legt einen Druckverband am Bein des Verletzten an und stoppt damit nach kurzer Zeit die Blutung.

Eine solche Notlage ist in ländlichen Gebieten Bangladeschs kein Einzelfall: Vielerorts ist der Zugang zu medizinischer Behandlung schwierig. Patient*innen müssen häufig weite Wege auf sich nehmen, um zu Arztpraxen oder Krankenhäusern zu gelangen. Reiseverbote während der Coronapandemie brachten zusätzliche Einschränkungen mit sich. Die „Women Business Centres”, ein Netzwerk von Kleinunternehmerinnen zu denen auch Chakma gehört, bieten digitale und analoge Dienstleistungen für die Landbevölkerung an, um die Auswirkungen der Pandemie abzumildern. Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH unterstützt das Netzwerk, finanziert wird es vom Bundesentwicklungsministerium (BMZ) sowie der Europäischen Union. 

Eine Frau in einem weißen Kittel sitzt an einem Tisch.

© GIZ/Sabuj Miah

Schnelle Hilfe für 27.000 Patient*innen

Um die Gesundheitsversorgung in abgelegenen Dörfern zu verbessern, wurden die Unternehmerinnen darin geschult, per Mobiltelefon und einer App Patient*innen und Ärzt*innen zu digitalen Sprechstunden zusammenzubringen. Die Frauen buchen Termine für die Patient*innen, unterstützen diese während des Gesprächs bei Fragen und drucken im Anschluss an den Termin die von den Ärzt*innen über die App ausgestellten Rezepte aus. 27.000 Personen konnten sie so bereits medizinisch beraten. In weiteren Trainings lernten die Frauen, wie sie mit Hilfe entsprechender Ausrüstung Vorsorgeuntersuchungen durchführen können. 30.000 Menschen testeten sie im Anschluss auf Diabetes oder Bluthochdruck. Mit Hilfe einer weiteren App haben die Kleinunternehmerinnen zudem das Wachstum von Säuglingen und Kleinkindern im Blick, um Mangelernährung vorzubeugen.

Frauennetzwerk macht Landwirt*innen krisenfester

Das Projekt behob nicht nur Mängel in der Gesundheitsversorgung. Denn die Pandemie legte auch die Märkte für Agrar- und Tierprodukte lahm – für viele Menschen im ländlichen Raum die Haupteinkommensquelle. Tierärzt*innen und Agrarberater*innen waren nicht erreichbar. Das führte zu zusätzlichen Verlusten. Das Frauennetzwerk schulte die Dorfgemeinden darin, Gemüse klimaresilient anzubauen. Jetzt sind sie in der Lage, Missernten besser zu vermeiden, viele konnten ihre Produktionskosten senken. Zugleich können sie die Bevölkerung besser mit Lebensmitteln versorgen: Mit Hilfe der „Women Business Centers“ liefern die Bäuerinnen und Bauern jetzt Eier und Gemüse gesammelt an Shops in den größeren Dörfern und Städten – gegen faire Entlohnung und zu geringen Transportkosten. Für Viehhalter*innen stellen die „Women Business Centers“ per App virtuell Kontakt zu Veterinärpraxen her. Knapp 400 Menschen nutzten das Angebot bisher.

Eine Frau hält eine Schale mit Pilzen.

© GIZ/Jaber Hassan

Positive Effekte für die Kleinunternehmerinnen

Auch die Frauen im Netzwerk selbst profitieren. Die Mitarbeit im Netzwerk hat das Leben von Hitoshi Chakma verändert: „Ich habe über die von uns angebotenen Dienstleistungen viel Geld verdient. Das hat meine wirtschaftliche und soziale Stellung gestärkt“, erzählt die 25-Jährige. Sie will auch über das Projekt hinaus weiter als Kleinunternehmerin tätig sein. Durch die Arbeit im „Women Business Center“ hat sie gelernt, sich digitale Kommunikationsmittel zunutze zu machen. Mit Hilfe von YouTube-Videos arbeitete sie sich in Themen wie Tierhaltung und Pilzzucht ein. Mit den Einnahmen aus dem Verkauf der Produkte unterstützt Chakma nun ihre Familie und sagt: „Ich bin jetzt eine selbstständige Frau!“

Stand: Februar 2023

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