Eine Frau mit weißem Kleid blickt einer anderen Frau ins Gesicht, die sie an der Wange berührt. Ein Mann und eine Frau unterhalten sich bei einer Führung durch eine Lagerhalle.

Wirtschaft und Beschäftigung: Und Action: Ruandas Filmbranche legt los

In Ruanda und Kenia entstehen mit Filmen „made in Africa“ neue Jobs.

© Bora Shingiro/Urugori Films
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Und Action: Ruandas Filmbranche legt los

Der ruandische Film „The Bride“ zeigt, wie durch Filmförderung in Afrika Jobs entstehen.

Eine junge Frau will Ärztin werden - doch sie wird entführt und zur „Guturera“ gezwungen, einer Zwangsehe. Mit ihrem Mystery-Film „The Bride“ taucht die ruandische Regisseurin Myriam U. Birara in ein düsteres Kapitel der Geschichte ihres Landes ein. In den 90er Jahren verschwanden dort immer wieder Frauen, wurden zwangsverheiratet und oft auch vergewaltigt. „Ich habe mich immer gefragt, wie ich mich verhalten hätte. Wäre ich mutig gewesen? Rebellisch? Oder hätte ich mich angepasst? Diese Fragen haben mich verfolgt und mich zu diesem Film bewegt“, sagt Birara.

Eine komplett ruandische Filmproduktion

Die Uraufführung von „The Bride“ war auf der Berlinale. Er ist damit der erste komplett in Ruanda produzierte Film überhaupt, der auf einem renommierten internationalen Filmfestival seine Premiere hatte: „The Bride“ war im Land nicht nur gedreht, sondern von Anfang bis Ende produziert worden. In einer Postproduktions-Meisterklasse von Media Education Babelsberg hatten acht angehende Filmschaffende ein halbes Jahr lang mit ostafrikanischen und internationalen Trainer*innen gelernt – unter anderem bei der Arbeit an „The Bride“.

Mit von der Partie war auch die Cutterin Beth Ahirwe: „Die praxisnahe Ausbildung spielte eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung meiner Karriere. Diese intensive Erfahrung hat mir ein umfassendes Verständnis für die Kunst des Filmemachens vermittelt.“

Heute können Ahirwe und die anderen Meisterschüler*innen von ihrer Arbeit in Filmproduktionen und anderen Medienberufen leben. Eine zart wachsende Filmindustrie Ruandas ist das Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen dem staatlichen Rwanda Film Office und der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH.

© Kenya Film Commission

Steigende Nachfrage nach Filmen „made in Africa“

Gemeinsam mit internationalen Partnern aus der Filmwelt wie den gemeinnützigen Organisationen Media Education Babelsberg und Some Fine Day Pix unterstützt die GIZ den Filmsektor in Ruanda und Kenia dabei, Jobs für junge Menschen zu schaffen. Im Auftrag des Bundesentwicklungsministeriums hat sie darüber hinaus die „Digital Film School Africa“ in Partnerschaft mit dem Verein Weltfilme sowie Filmschulen in Ghana mit aufgebaut. Dieses digitale Lernplattform bietet jungen Kreativen in Afrika die Möglichkeit, sich in Filmproduktion, Drehbuchschreiben und Dokumentarfilm zu qualifizieren.

Die Nachfrage nach Filmen „made in Africa“ steigt. Victor Chudal-Linden, Projektleiter bei der GIZ, erklärt: „Wirtschaftlich gesehen ist die Filmindustrie einer der am schnellsten wachsenden Sektoren auf dem afrikanischen Kontinent und eine wichtige Triebkraft des digitalen Wandels.“ UN-Schätzungen zufolge hat die afrikanische Filmindustrie das Potenzial, 20 Millionen Menschen zu beschäftigen und jährlich 20 Milliarden US-Dollar Umsatz zu generieren.

© Angelika Stute/media education babelsberg

Das Leben der „Anderen“ kennenlernen

Doch es geht nicht nur um Jobs und Digitalisierung. Filme spielen eine Rolle, wenn es darum geht, Identitäten, Ansichten und Werte zu gestalten. „Es ist wichtig, dass Menschen die Möglichkeit bekommen, selbst Filme zu erstellen und zu teilen, gerade in ihren eigenen Sprachen“, erläutert Chudal-Linden. „Filme stärken den gesellschaftlichen Dialog, sie sind das digitale Lagerfeuer, an dem Geschichten erzählt werden. Sie zeigen, wie das Leben der ‚Anderen‘ aussieht.“ Wer Filme sieht, fühlt eher mit, respektiert andere Lebensweisen, wertschätzt Vielfalt.

Zwei junge Frauen an einem Rechner, vor ihnen auf dem Tisch liegen eine Schreib- und eine Keyboard-Tastatur.

Um all diese Möglichkeiten auszuschöpfen, arbeiten die staatlichen Filmbüros Kenya Film Commission und Rwanda Film Office nicht nur bei der Aus- und Weiterbildung von Fachkräften mit der GIZ zusammen: Sie holen sich auch Expertise ins Boot, um nachhaltige, inklusive und faire Förderprogramme einzurichten. Beide pilotierten bereits Filmförderwettbewerbe, über die 40 Filmprojekte in Kenia und Ruanda finanziell unterstützt wurden. Dadurch sammelten sie wertvolle Erfahrungen für die künftige Filmförderung.

„Wirtschaftlicher Wohlstand, kulturelle Identität“

Dass sich dieser Weg für Ruanda auszahlen wird, steht für Clare Akamanzi außer Frage. Bis vor kurzem hat sie die staatliche Entwicklungsagentur RDB geleitet: "Wir wollen die Entwicklung dieser wichtigen Industrie weiterhin fördern, die eine entscheidende Rolle für den wirtschaftlichen Wohlstand und die kulturelle Identität unseres Landes spielt.“

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 Menschen laufen durch eine Eingangshalle.

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Eine Gruppe junger Frauen arbeitet an zwei Laptops.

Digitale Kompetenzen für eine innovative ostafrikanische Wirtschaft (dSkills@EA)