© Oliver Knauff

Myanmar: Brücken bauen mit beruflicher Bildung

Thi Thi Shein trägt in ihrem Job an einer Berufsschule im myanmarischen Mandalay viel Verantwortung. Als Leiterin einer Weiterbildungsabteilung organisiert sie Workshops, entwickelt Lehrpläne, tauscht sich mit Kolleg*innen über Unterrichtsmethoden aus und evaluiert Seminare. Doch ohne Schwierigkeiten läuft ihre Arbeit nicht. Im Internationalen Langzeittraining der AIZ hat sie nicht nur Vieles gelernt, womit sie ihre Situation verbessern konnte. Sondern danach hat sich eine neue Tür für sie geöffnet:

Was ist die größte Herausforderung bei Ihrer Arbeit?

In meiner Arbeit an der Berufsschule in Mandalay haben wir einige Herausforderungen, die wir angehen müssen. Dabei hat meine Schule ähnliche Schwierigkeiten wie die anderen Berufsschulen in Myanmar. Wir müssen mit unmotivierten Trainer*innen und wenig Karriereinteresse bei den Student*innen klarkommen sowie mit veralteten Lehrplänen und schlechter Kommunikation zwischen der Schule und der Industrie. Außerdem sind die Unterrichtsinhalte oft nicht auf die Bedürfnisse der Industrie ausgerichtet.

An welchem Training der AIZ haben Sie teilgenommen?

Ich habe im Jahr 2015 an einem Internationalen Langzeittraining (ILT) der AIZ teilgenommen. Zu der Weiterbildung gehörten Besuche bei berufsbildenden Schulen, bei der Industrie- und Handwerkskammer, beim Bundesinstitut für Berufsbildung und bei anderen Institutionen, die mit beruflicher Bildung zu tun haben. Ich habe in diesem Training viel über pädagogische und didaktische Lehrmethoden erfahren.

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Welche Lerninhalte haben Ihnen beruflich am meisten genutzt?

Bevor ich am ILT teilgenommen habe, war ich einfach eine Lehrerin, die im Unterricht erklärt und an die Tafel geschrieben hat. Wir nennen das chalk-and-talk-Methode, also Kreide nutzen und sprechen. Jetzt, nachdem das Training beendet ist, kann ich unterschiedliche Trainingsstile anwenden. Und mir ist auch klargeworden, wie wichtig diese verschiedenen Lehrmethoden und auch Unterrichtspläne für alle unsere Trainerinnen und Trainer sind.

Zurück an unserer Schule habe ich die verschiedenen Lehrmethoden sowie die Möglichkeiten des Klassenraum-Managements an unsere Lehrer*innen weitergegeben. Ich habe Lehrpläne entwickelt, die sich nicht mehr auf ein Fach, sondern auf ein zeitlich begrenztes Modul mit relevantem Inhalt beziehen, sodass sich die Lehreinheiten besser evaluieren lassen. In meiner Arbeit kann ich jetzt auch Projektmanagement anwenden und anderen Lehrer*innen beibringen, wie sie mit schwierigen Situationen umgehen, die in ihrer alltäglichen Arbeit auftauchen können.

Wenn ich manchmal in Diskussionsrunden oder in Workshops als Moderatorin auftrete, verwende ich viel von dem Wissen, das ich durch das ILT erworben habe. Insofern hat mich das Training besser für meine Arbeit ausgestattet und ich kann meine Aufgaben und Verantwortlichkeiten jetzt effektiver angehen. Und an die Erfahrung, internationale Ausbildungssysteme kennengelernt zu haben, werde ich mich noch lange erinnern.

Was hat sich durch das Training für Sie verändert?

Nach dem ILT hat sich schließlich einiges für mich geändert. Ich wurde befördert und mit neuen leitenden Aufgaben betraut. Dabei hilft mir nun, was ich in dem Training gelernt habe: Ich kann jetzt besser eine Brücke zwischen der Entscheidungsebene und der Umsetzungsebene schlagen.

Junge Führungskräfte aus Myanmar - ausgebildet in Deutschland!

Das von der GIZ im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) durchgeführte deutsch-myanmarische Projekt für Berufliche Bildung führte 2015 ein achtmonatiges internationales Langzeittraining zur Berufsbildung in Deutschland durch. Daran teilgenommen haben 14 junge Fach- und Führungskräfte der Berufsbildung, die zuvor von myanmarischen Ministerien und von einer lokalen Nichtregierungsorganisation ausgewählt wurden. Organisiert und durchgeführt wurde das Training durch die Akademie für Internationale Zusammenarbeit.

Das Training bestand aus zwölf Modulen, in denen sich die Teilnehmer*innen intensiv mit dem deutschen Berufsbildungssystem befassten: Besuche in Berufsbildungsinstitutionen sowie in Firmen mit eigenen Abteilungen zur Berufsaus- und -weiterbildung ermöglichten Einblicke und Austausch. Während der Praktika in nach ihren individuellen Fachinteressen ausgewählten Organisationen vertieften die jungen Fach- und Führungskräfte ihre Kenntnisse. Nach der Rückkehr an ihre myanmarischen Institutionen setzten sie von ihnen in Deutschland entwickelte Transferprojekte um, deren Inhalte von der Curriculum-Entwicklung bis hin zur Einführung neuer Lehr- und Lernmethoden variieren. 

In Myanmar arbeiten die in Deutschland fortgebildeten Alumni als Führungskräfte, so dass sie das System der Beruflichen Bildung in Myanmar mitgestalten – und dabei die während des Projekts gewonnenen Erkenntnisse und Kompetenzen einbringen können. 

Kontakt:
Dr. Harry Stolte
harry.stolte@giz.de

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