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Mongolei: „Lehrer sein ist mein Traumberuf“

Sandag Bataa wurde direkt nach seinem Ingenieurs-Studium eine Stelle als Berufsschullehrer für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik angeboten. „Ich habe sofort zugesagt, da der Beruf des Lehrers ein sehr ehrenwerter Beruf in der Mongolei ist“, sagt er. Seit sieben Jahren arbeitet er nun schon an seiner Schule, und er ist froh, dass er durch ein AIZ-Training einen Einblick in den Bau von Solaranlagen bekommen hat. Nun hat er beschlossen, sich darauf zu spezialisieren und sein Wissen darüber an seine Schüler*innen weiterzugeben.

Was ist die größte Herausforderung in Ihrem Beruf als Lehrer?

Als ich an der Berufsschule angefangen hatte zu arbeiten, fehlten mir Fachkenntnisse und ich hatte kaum Berufserfahrung in diesem Bereich. In der Mongolei gibt es kein umfassendes Qualifizierungsprogramm für Berufsschullehrer*innen. Die Lehrer*innen erwerben ihre Fähigkeiten erst während ihrer Arbeit an der Schule.

An welchem Training der AIZ haben Sie teilgenommen?

Die GIZ hat im Jahr 2013 ein Projekt zur Berufsbildung im Rohstoffsektor gestartet, das unter anderem zur Weiterbildung mongolischer Lehrkräfte beiträgt. Dabei stehen uns internationale
Expert*innen zur Seite und bilden uns weiter. Außerdem werden einige Lehrer*innen an überbetrieblichen Ausbildungszentren in Deutschland fortgebildet. Im Rahmen dieses Vorhabens hatte ich die Möglichkeit, an diversen Fortbildungsmaßnahmen in der Mongolei und in Deutschland teilzunehmen.

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Was hat Ihnen das Training gebracht?

Ich habe bei diesen Trainings viel über Optimierungsmöglichkeiten von Heizungsanlagen und diverse Regelungstechniken in der Praxis kennengelernt. Des Weiteren haben wir Wärmeversorgungsanlagen angeschaut. Im Methodentraining haben wir erfahren, wie man eine auftragsorientierte Ausbildung gestaltet und welche Ausbildungsmethoden und Ausbildungsmittel in Deutschland verwendet werden. Zum Thema Solarthermie haben wir zu thermischen Solaranlagen, Funktionsweisen und Anwendungsmöglichkeiten sowie zum Aufbau und zur Herstellung eines Kollektors viele Einsichten bekommen.

Sie sagen, Sie waren im Rahmen Ihres Trainings auch in Deutschland. Was waren die größten Unterschiede, bezogen auf Ihr Arbeitsfeld?

Besonders interessant war das Training in Deutschland, weil ich die Unterschiede zwischen dem deutschen und mongolischen Ausbildungssystem kennenlernen konnte. Die Berufsbildung dort findet auch im Betrieb statt, die Berufsschulen sind vorwiegend für den theoretischen Teil zuständig. In der Mongolei basiert das Berufsbildungssystem hingegen auf Vollzeit-Berufsschulen.

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Gibt es eine Begebenheit oder ein Erlebnis, das Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben ist?

 Mein eindrucksvollstes Erlebnis in Deutschland war, den Aufbau und die Herstellung eines Solarkollektors kennenzulernen. Solarenergie ist die perfekte Energiequelle für ein Land wie die Mongolei, in dem mehr als die Hälfte des Jahres über die Sonne scheint. Während des fachpraktischen Trainings hatten wir die Möglichkeit, ein Unternehmen in diesem Bereich zu besuchen und Einblicke zur Herstellung von Solarkollektoren zu erhalten. Zurück in der Mongolei habe ich das gleiche Training für andere mongolische Berufsschullehrer*innen durchgeführt. Im Training haben wir zusammen einen Prototyp eines Solarflachkollektors gebaut und getestet. Es hat gut funktioniert.

Was hat sich durch das Training für Sie verändert?

Seit uns die GIZ unterstützt, hat sich meine Lernumgebung komplett verändert. Ich habe viel über neue Technologien und Techniken in meinem Beruf gelernt. Und mit der neuen Werkstatt für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (SHK) bin ich endlich in der Lage, praktisch gut zu unterrichten.

Mit der Veränderung der Lernumgebung stieg auch die Lernmotivation der Auszubildenden sowie meine eigene Motivation zu lehren. Jede einzelne Aufgabe und jeder einzelne Unterricht ist nun eine Herzensangelegenheit für mich. SHK-Techniker ist ein so wichtiger Beruf in einer Gesellschaft, in der immer mehr Menschen von Jurten in Häuser ziehen. Ich bin sehr stolz darauf, junge Leute in diesem Bereich ausbilden zu können.

Was ist Ihre Vision für Ihre Karriere?

In der Zukunft möchte ich noch mehr über Solarwärme erfahren und mich auf diesem Gebiet spezialisieren. Und natürlich möchte ich auch viele Jugendliche für diesen Beruf begeistern, motivieren und ausbilden. In zehn Jahren sehe ich unsere Berufsschule als ein wichtiges Kompetenzzentrum im SHK-Bereich, wo nicht nur junge Leute aus der ganzen Mongolei ausgebildet werden, sondern auch Mitarbeiter*innen aus Betrieben, die bei uns ihre Kenntnisse und Fertigkeiten auf den neuesten Stand der Technik und Technologie bringen.

Berufsbildung im Rohstoffsektor in der Mongolei

Das Projekt „Kooperative Berufsbildung im Rohstoffsektor“ zielt darauf ab, die Beschäftigungschancen mongolischer Jugendlicher und Erwachsener zu verbessern. 

Es unterstützt das mongolische Ministerium für Arbeit und Sozialschutz in den Bereichen Berufsbildung und Berufsberatung. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Fortbildung der mongolischen Projektpartner*innen, mit denen das Projekt gemeinsam umgesetzt wird: Bisher wurden über 700 mongolische Berufsschullehrkräfte, Vertreterinnen und Vertreter des Schulmanagements, betriebliche Ausbilderinnen und Ausbilder und Partner*innen aus Ministerien, Behörden und Verbänden weiterqualifiziert. Die Akademie für Internationale Zusammenarbeit (AIZ) hat alle internationalen Fortbildungen und Fachstudienreisen des Projekts mitkonzipiert und durchgeführt, von der Detailplanung der Maßnahmen über die Auswahl der Trainer*innen bis hin zur Auftragsvergabe.

Das Projekt „Kooperative Berufsbildung im Rohstoffsektor“ wird von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) umgesetzt und von den Regierungen der Schweiz und Australiens mitfinanziert. 

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