Lernreise zur Währungsunion in Ostafrika

Währungsunion © GIZ

Die sechs Länder der Ostafrikanischen Gemeinschaft (EAC) streben eine gemeinsame Währungsunion an - nach dem Vorbild der Europäischen Währungsunion. Der Prozess dahin gestaltet sich jedoch als schwierig. "Er verläuft langsamer als gedacht", sagt Pantaleo Joseph Kessy, Chef der Abteilung für Fiskale und monetäre Angelegenheiten des EAC-Sekretariats in Tansania. Um die beteiligten Akteure zu unterstützen und um mit ihnen Wege zu finden, dem gemeinsamen Ziel näher zu kommen, beauftragte die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) die Akademie für Internationale Zusammenarbeit (AIZ), eine Lernreise für das Senior Management der Zentralbanken der EAC-Länder zu konzipieren und durchzuführen. Pantaleo Joseph Kessy war dabei und erzählt, wie diese Reise neuen Schwung in die stockenden Verhandlungen zwischen Zentralbanken und dem EAC-Währungsinstitut brachte.

Herr Kessy, worum ging es bei Ihrer Lernreise?

Das große Ziel der Reise war es, die Rolle der staatlichen Zentralbanken zu verstehen, die sie bei der Etablierung einer Ostafrikanischen Währungsunion spielen. Die Zentralbanken wollten ein besseres Verständnis dafür haben, wie die Aufgabenverteilung zwischen ihnen und dem ostafrikanischen Währungsinstitut während des Aufbaus einer Währungsunion aussehen könnte. Außerdem wollten sie sich anschauen, wie die Europäische Union (EU) die Verantwortlichkeiten zwischen der Europäischen Zentralbank (EZB) und den nationalen Zentralbanken aufteilt, um sich daran orientieren zu können. Schließlich sollte die Lernreise dazu beitragen, einen Pool an Experten und Managern in den Zentralbanken der ostafrikanischen Länder aufzubauen, die sich in der Harmonisierung der Finanz- und Währungspolitiken auskennen und diesen Prozess vorantreiben können.

Was haben Sie von der Lernreise mitgenommen?

Die Vorbereitung der Ostafrikanischen Währungsunion ist ein ziemlich komplexer Prozess, weil sie eine große Bandbreite an Themen abdeckt, die miteinander in Beziehung stehen und die durch verschiedene Gruppen eingebracht werden. Der Prozess geht langsamer voran als gedacht und in jüngster Zeit mangelte es zunehmend an Enthusiasmus. Das hat mehrere Gründe. Einer von ihnen war die fehlende Klarheit über die Arbeitsteilung zwischen den verschiedenen beteiligten Akteuren.
Die Lernreise war daher für die ganze Gruppe an Bankern sehr nützlich und kam genau zum richtigen Zeitpunkt. Während der Lernreise hatten wir intensive Diskussionen in der Bundesbank, der Europäischen Zentralbank, der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, der EU und der Belgischen Nationalbank. So wurde uns allen die Aufgabenverteilung zwischen den Zentralbanken und dem Währungsinstitut der EU viel klarer. Wir konnten die verschiedenen Rollen der Akteure genau verstehen, und das ist für uns in vielerlei Hinsicht eine gute Orientierung und Inspiration. Während der Reise konnten sich die Führungskräfte der Zentralbanken von Tansania, Kenia, Uganda, Ruanda, Burundi, dem Südsudan sowie vom EAC-Sekretariat auf einige wichtige neue Schritte einigen und sogar einen Aktionsplan dazu entwickeln, wie es weitergehen soll.

Währungsunion © GIZ

Mit dem Enthusiasmus, den wir durch die Reise zurückgewonnen haben, haben die Teilnehmer der Reise aus dem Senior Management der Zentralbanken ihren Gouverneuren einen erfolgreichen Vorschlag gemacht: Sie konnten ihnen klarmachen, wie wichtig es ist, dass die Zentralbanken die Währungsunion inhaltlich vorbereiten, während das Ostafrikanische Währungsinstitut diesen Prozess koordiniert. Die Fachkräfte der Zentralbanken konnten die Gouverneure zudem dazu bewegen, spezialisiertes Personal für den Aufbau der Währungsunion zur Verfügung zu stellen. Des Weiteren haben sie den Gouverneuren nahegelegt, dass das Währungsinstitut sich eine ähnliche Struktur wie das der EU zulegen sollte. Für mich war das alles ein toller Erfolg und er verheißt der Ostafrikanischen Gemeinschaft eine große Zukunft.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Ich hätte viel erreicht, wenn die folgenden drei Dinge umgesetzt werden:
Dass das ostafrikanische Währungsinstitut aufgebaut wurde, dass es gutes Personal und genug Geld hat, um seine Funktion auszuüben und dass damit schließlich eine nachhaltige und effektive Ostafrikanische Währungsunion geschaffen wurde.

Haben Sie weitere Wünsche für Ihr Projekt?

Da die Lernreise solch einen positiven Effekt auf die Einstellung der Zentralbanken hatte, wünsche ich mir, dass wir noch so ein ähnliches Training für die Führungskräfte der Finanzministerien der ostafrikanischen Länder machen könnten. Denn sie sind im Moment diejenigen, die noch mehr in den Prozess eingebunden werden müssten. Die Diskussionen im Herzen der Europäischen Währungsunion haben uns die Augen für neue Wege geöffnet und ich würde mich glücklich schätzen, wenn auch die anderen Akteure, die wir für das Gelingen der Ostafrikanischen Währungsunion brauchen, von einer solchen Lernreise profitieren könnten.

Könnten Sie noch ein paar Worte zu Ihren persönlichen Werten und Überzeugungen sagen? 

Ich höre gern zu und kooperiere mit anderen, weil ich dadurch neue Ideen bekomme und andere Perspektiven gewinnen kann. Ich bemühe mich immer darum, mich so zu verhalten, dass ich einen Mehrwert für diejenigen schaffe, mit denen ich arbeite. Meine persönliche Vision ist es, kontinuierlich zu lernen und mich weiter zu verbessern und eine Person zu sein, auf die meine Kinder eines Tages mit Stolz blicken können!

Die GIZ unterstützt den EAC Integrationsprozess im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)

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