Digitale Transformation und Lernen: Interview mit Akademieleiterin Sook-Jung Dofel
In der deutschen Entwicklungszusammenarbeit zeichnet sich ein deutlicher Trend zur Digitalisierung ab, der sich auch im Portfolio der GIZ und der Akademie für Internationale Zusammenarbeit widerspiegelt. Im Interview spricht Akademieleiterin Sook-Jung Dofel über den Zusammenhang von Lernen und digitaler Transformation und welche Kompetenzen und Lernwege in der internationalen Zusammenarbeit künftig entscheidend sind.

Frau Dofel, was hat die digitale Transformation mit Lernen zu tun?
Die stetige Weiterentwicklung digitaler Technologien verändert Gesellschaft und Wirtschaft, auch in den Partnerländern der internationalen Zusammenarbeit. Dieser tiefgreifende weltweite Wandel erfordert eine Veränderung im Denken und Handeln jedes Einzelnen. Um mit diesen Veränderungen umgehen zu können und sie mitzugestalten, ist Lernen eine zentrale Voraussetzung. Neues Wissen, andere Kompetenzen und die Bereitschaft, immer wieder Neues zu lernen, sind wesentliche Erfolgsfaktoren – genauso wie das Verlernen alter Gewohnheiten und Arbeitsweisen.
Bei der digitalen Transformation lassen sich weder ein Endpunkt noch ein Endzustand definieren. Lernen für diesen kontinuierlichen Veränderungsprozess muss daher dauerhaft angelegt sein und über einzelne Trainings hinaus in den Arbeitsalltag integriert werden. Es geht um die Verbindung zwischen theoretischem Wissen, praktischer Erfahrung und individueller Umsetzung.
Kurz: Beides hat sehr viel miteinander zu tun, denn die digitale Transformation kann nur mit kontinuierlichem Lernen gelingen.
Was müssen wir für die digitale Transformation lernen?
Zuerst denkt man bei digitalen Kompetenzen häufig an technische Tools, wie IT-Software. Aber fit in der Anwendung von Kommunikationstools wie Microsoft Teams oder Zoom zu sein, ist nur ein kleiner Aspekt davon. Systeme, Prozesse, Arbeitsweisen und Leistungen müssen umfassend und kontinuierlich angepasst oder ganz neu aufgesetzt werden. Es geht darum, digitale Technologien effektiv, sicher und sinnvoll einzusetzen. Und dies nicht nur in einzelnen Projekten, sondern im gesamten Arbeitsalltag. Die GIZ geht davon aus, dass in den nächsten zwei Jahren jedes von ihr durchgeführte Projekt datenbasierte und technische IT-Lösungen beraten und mit Partnern implementieren wird. Dieser Trend zeigt sich in der gesamten internationalen Zusammenarbeit. Zu den Lernfeldern gehört also sowohl die digitale Transformation der Organisationen der internationalen Zusammenarbeit selbst als auch die digitale Weiterentwicklung ihrer Leistungen in der Projekt- und Programmarbeit.
Wie lassen sich diese Lernfelder am besten angehen? Sollten alle, die in der internationalen Zusammenarbeit tätig sind, nun ein Digitalisierungs-Trainingsprogramm durchlaufen?
Nein, sicher nicht. Feste Trainingsprogramme wären nicht sinnvoll, denn es gibt keinen Punkt, nach dem Motto: „Wenn ich das alles weiß, dann bin ich fit für die Digitalisierung“. Um in diesem dynamischen Prozess Schritt halten zu können, ist es wichtig, dass jede und jeder seine bzw. ihre Weiterentwicklung eigenverantwortlich in die Hand nimmt und den eigenen Lernweg gestaltet. Die Akademie möchte mit ihren Angeboten dabei begleiten, unterstützen und beraten.
Im Rahmen unseres Programms zur Ausreisevorbereitung bieten wir zum Beispiel ein Training an, das sich mit der Digitalisierung in der internationalen Zusammenarbeit beschäftigt. Darin geht es um die Planung und Implementierung von digitalen und datensicheren Lösungen in der Projektarbeit, auch anhand konkreter Praxisbeispiele. Ein weiteres Angebot befasst sich mit digitaler Sicherheit, damit Entwicklungsorganisationen und ihre Partner nicht Opfer von Cyberangriffen werden.
Ein weiteres Beispiel sind die Angebote unserer TVET Academy rund um das Thema Berufsbildung und Digitalisierung. Rund zehn Trainings greifen zentrale Fragen der zunehmenden Digitalisierung der Arbeitswelt und neue Anforderungen an das Ausbildungspersonal in der Beruflichen Bildung auf.