2016.2240.6

Beschäftigungsförderung (ProEMPLOI)

Auftraggeber
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit u. Entwicklung
Land
Niger
Dauer
Partner
Planungs- und Finanzministerium

Ausgangssituation

Die Republik Niger nimmt im Index der menschlichen Entwicklung der Vereinten Nationen (2016) den vorletzten Rang ein (187 von 188). Von den 19,9 Millionen Einwohnern (2015) leben knapp 60 Prozent unterhalb der nationalen Armutsgrenze. Bei unverändertem Bevölke-rungswachstum ist mit einer Verdoppelung der Bevölkerung etwa alle 20 Jahre zu rechnen. 70 Prozent der nigrischen Bevölkerung sind unter 25 Jahre.

Niger hat sich in den letzten Jahren zu einem der wichtigsten Transitländer für westafrikani-sche Migranten auf dem Weg nach Nordafrika und Europa entwickelt. Die Regionen Agadez und Zinder liegen auf den Hauptrouten. Hier sind im Zuge der Migrationsökonomie direkte oder nachgelagerte, zum Teil illegale Beschäftigungsmöglichkeiten für die lokale Bevölkerung entstanden. Die Beschäftigungseffekte und die wirtschaftliche Entwicklung in der Region sind sehr fragil und nicht nachhaltig. Die Verabschiedung eines neuen Migrationsgesetzes (2016) und die Kriminalisierung der Migrationsökonomie bedeuten substanzielle Einkommensverlus-te.

Die nigrische Wirtschaft generiert nicht ausreichend Arbeit für die rasant wachsende junge Bevölkerung. Ein formeller Arbeitsmarkt existiert kaum und beschäftigt lediglich 7 Prozent der Erwerbstätigen, nur 0,5 Prozent der Erwerbsbevölkerung arbeitet in Betrieben mit mehr als fünf Mitarbeitern. Unterbeschäftigung und Erwerbsarmut charakterisieren den nigrischen Arbeitsmarkt. Vor allem Jugendliche sind davon betroffen. Ihnen fehlen ökonomische Per-spektiven. Die Beschäftigungs- und Einkommenssituation der nigrischen Bevölkerung ist ins-gesamt unzureichend.

Ziel

Die Beschäftigungs- und Einkommenssituation der lokalen Bevölkerung in den Regionen Agadez und Zinder ist verbessert.

Vorgehensweise

Das Vorhaben setzt Maßnahmen zur Beschäftigungs- und Wirtschaftsförderung um, ergänzt durch kurzfristige, einkommensschaffende Sofortmaßnahmen. Ziel ist es, der prekären Ar-beitsmarkt- und Armutssituation entgegenzuwirken. Das Vorhaben arbeitet mit einem inte-grierten Ansatz der Beschäftigungsförderung und deckt die drei Säulen, Arbeitsmarktnach-frage, -angebot und -vermittlung, ab. Darüber hinaus trägt es zur Verbesserung der regiona-len Rahmenbedingungen bei.

Das Vorhaben verfolgt einen Mehrebenenansatz. Es arbeitet in vier Handlungsfeldern:

1. Stärkung der regionalen Strukturen und ihrer Gestaltungfähigkeit in der Be-schäftigungspolitik

Der regionale Dialog und die Koordinierung privater und öffentlicher Akteure werden gestärkt. Das Vorhaben unterstützt die Regionalvertreter und staatliche Ministerien bei der übergreifenden Koordination und Umsetzung beschäftigungsrelevanter Maßnahmen gemäß den regionalen Entwicklungsplänen. Dies ist zudem ein Beitrag zur bisher schleppenden Dezentralisierung. Eine stärkere Beteiligung der lokalen po-litischen Akteure an zentralen Entscheidungs- und Planungsprozessen wird eben-falls ermöglicht.

2. Umsetzung beschäftigungsfördernder Cash-for-Work-Maßnahmen

In enger Zusammenarbeit mit den Gebietskörperschaften werden anhand von Ar-beitsmarktanalysen und aufbauend auf den kommunalen und regionalen Entwick-lungsplänen prioritäre Maßnahmen identifiziert, die durch CfW-Maßnahmen umge-setzt werden.

3. Verbesserung des Angebots an Unterstützungsmaßnahmen zur Förderung von Existenzgründungen in Potenzialsektoren

Es wird zunächst eine Analyse der lokalen Potenzialsektoren zur beruflichen Qualifi-zierung in den Interventionsgebieten durchgeführt. Weiterhin bieten öffentliche und private, durch das Vorhaben unterstützte Einrichtungen, Kurzzeitqualifizierungen für Jugendliche an. Die Absolventen werden anschließend durch Coachingsleistungen bei ihrer Existenzgründung unterstützt.

4. Verbesserung des Zugangs von Kleinst- und Kleinunternehmen zu Unterneh-mensdienstleistungen

Der ganzheitliche, bedarfsorientierte Ansatz zur Verbesserung von Einkommens- und Beschäftigungsmöglichkeiten umfasst: Ermittlung lokaler Geschäftsmodelle, Sensibi-lisierung und Schulung sowie nachhaltige Beratungs- und Coachingleistungen.

Wirkungen

Das Vorhaben unterstützt und berät die regionalen Behörden bei der übergreifenden Planung und Umsetzung beschäftigungsrelevanter Maßnahmen. So wurde unter anderem ein funktio-nierender Koordinierungsmechanismus für berufliche Bildung und Beschäftigung etabliert und in den beiden Interventionsregionen Agadez und Zinder jeweils ein Aktionsplan für Beschäfti-gungsförderung für 2019 wurde erstellt und umgesetzt. Zudem konnten 35 Fach- und Funkti-onskräfte der regionalen Strukturen ihre Kapazitäten im Bereich Beschäftigungsförderung durch Capacity Building Maßnahmen stärken.

Das methodische Vorgehen fördert die aktive Rolle der regionalen Strukturen und schafft eine hohe Identifikation mit der Durchführung und den Ergebnissen. Dadurch stellt das Vor-haben sicher, dass die regionalen Behörden die Beschäftigungsförderung langfristig eigen-ständig umsetzen.

Die vom Projekt initiierten Cash for Work Maßnahmen haben rund 8.640 jungen Menschen ein zeitweiliges Grundeinkommen gesichert. Da die Arbeiten Erosionsschutz und die Sanie-rung von öffentlichen Gebäuden wie Schulen und Krankenhäuser umfassen, verbesserte sich die Infrastruktur in der Region. Zudem haben knapp 2.300 Personen von den Maßnah-men - Ausbildungen, Coaching, Bereitstellung von Starter Kits- zur Einkommensgenerierung und zur Förderung der beruflichen Integrierung profitiert.

Weiterhin werden derzeit 290 Jugendliche in Potenzialsektoren (Solarenergie, Automechanik, Metall- und Aluminiumverarbeitung, Fliesenverlegung) in ausgewählten Berufszentren, die Ausrüstung und Equipment erhalten haben, ausgebildet.

An dem erfolgreich eingeführten Trainings- und Coachingsystem (SME Business Training & Coaching Loop) zur Kapazitätsstärkung der Kleinst-, Klein- und Mittelunternehmen (KKMU) nehmen 144 Kleinst-, Klein- und Mittelunternehmen an dem ersten Zyklus teil.

 
Weitere Projektinformationen

CRS-Schlüssel
11330

Entwicklungspolitische Kennungen

Signifikantes Nebenziel:

  • Gleichberechtigung der Geschlechter

Zuständige Organisationseinheit
1100 Westafrika 1 und Zentralafrika

Nachfolger-Projekt
2019.2370.5

Auftragsvolumen (aktuelles Projekt)
19.020.483 €

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