Ausgangssituation
Im Human Development Index (HDI) des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP) 2013 befindet sich Niger auf dem letzen Rang. Über 50 Prozent der Bevölkerung lebt in extremer Armut. Trotz einer vorwiegend agrarischen Wirtschaftsstruktur bleibt die Basis der Ernährungssicherung schwach. Dreiviertel der in der Landwirtschaft tätigen Bevölkerung betreiben bisher ausschließlich Subsistenzlandwirtschaft. Sie sind mit traditionellen Techniken nur schwer in der Lage, unter den schwierigen, sich ändernden klimatischen Bedingungen ihre eigene Ernährung zu sichern.
Die Haushalte sind in hohem Maße anfällig für geringfügige klimatische Veränderungen. Zunehmend chronischer Wassermangel, voranschreitende Desertifikation sowie Bodenerosion erschweren landwirtschaftliche Tätigkeiten. Niger ist daher permanent auf Nahrungsmitteleinfuhren aus dem Ausland angewiesen. Die Versorgungslage führt immer wieder zu schweren Krisen, besonders in Kombination mit extremen Wetterereignissen wie Dürren und Überschwemmungen. Der Gesundheitszustand der Bevölkerung ist aufgrund der chronischen und immer wieder für lange Zeiträume auftretenden akuten Unterernährung schlecht. Die Säuglingssterblichkeit ist mit 81 je 1.000 Lebendgeborenen sehr hoch.
Die Region Tillabéri gehörte zu den Regionen Nigers, die sowohl prozentual als auch bei der Zahl der betroffenen Menschen am stärksten unter Ernährungsunsicherheit und Unterernährung von Kindern leiden. Frauen und Kleinkinder sind besonders betroffen. Durch die ungenügende Ernährung sind Frauen während Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit einem hohen Risiko ausgesetzt. Frühkindliche Unterernährung, speziell in der Zeit bis zum zweiten Lebensjahr, führt in der Regel zu irreparablen mentalen und physischen Entwicklungsbeeinträchtigungen und erhöhter Sterblichkeit.
Ziel
Die vulnerablen Haushalte in der Projektregion haben den Zugang zu und den Konsum von Nahrungsmitteln verbessert und sind widerstandsfähiger gegenüber Nahrungskrisen.
Vorgehensweise
Innerhalb der staatlichen Strukturen unterstützt die GIZ das nigrische Gesundheitsministerium bei der Arbeit in der Region Tillabéri dabei, präventive Maßnahmen gegen Unterernährung durchzuführen und unterernährte Personen zu behandeln.
Das Besondere am Ansatz des Vorhabens ist, einerseits gemeinde- und zielgruppennah zu arbeiten und die Problemlage der Zielgruppen genau zu erheben. Zudem werden die Unterstützungsleistungen auf die Bedarfslagen in Dörfern und Haushalten angepasst. Andererseits geht das Vorhaben mit einem mehrere Sektoren umfassenden Angebot über die Verbesserung des Zugangs zu Nahrungsmitteln hinaus. Es unterstützt – dem Bedarf der Zielgruppen entsprechend – einen ausgewogeneren Verzehr von Nahrungsmitteln sowie die Behandlung von starker Unterernährung durch ergänzende, mikronährstoffangereicherte Nahrungsmittel. Diese Leistungen werden mit strukturfördernden Maßnahmen und thematischen Fortbildungen verbunden, um Ernährungsgesichtspunkte in der kommunalen Entwicklungsplanung stärker zu berücksichtigen. Die Familien, die Kommunen und die staatlichen Gesundheitsdienste werden gefördert, Probleme zu lösen und Aktivitäten durchzuführen, die die Ernährungssituation verbessern und ihre Widerstandskraft gegenüber künftigen Katastrophen stärken (Resilienz). Darüber hinaus werden sie durch Know-how-Transfer, verbesserte Organisation und neu entstehende Kooperationen und Netzwerke gestärkt.
Wirkungen
Das Vorhaben hat durch verschiedene einkommensfördernde Maßnahmen 29 Frauengruppen mit 870 Mitgliedern unterstützt. Mit dem erwirtschafteten zusätzlichen Einkommen, beispielsweise durch den Verkauf von Seife oder Ziegenmilch, können sie Nahrungsmittel für Kleinkinder kaufen. Mithilfe der Ausbildung von 20.729 schwangeren Frauen und Müttern in ernährungsspezifischer Beratung bereitet die Zielgruppe bedarfsgerechte Nahrungsmittel zu und reduziert somit in Dörfern die Unterernährung bei Kleinkindern.
Die Ernährungssicherung wird als wichtiger Bestandteil in die Entwicklungs- und Investitionspläne auf Dorfebene einbezogen und ermöglicht der Bevölkerung partizipativ an den Maßnahmen zur Ernährungssicherung teilzunehmen und ihre Resilienz zu stärken.
2012 enthalten die Planungsdokumente (PDC, Plan de Développment Communal) der 11 Kommunen 186 Aktivitäten zur Ernährungssicherung (SAN, Sécurité Alimentaire et Nutrition), für 2015 sind 378 Aktivitäten geplant. Die Jahresinvestitionspläne (PIA, Plan d’Investissement Annuel) enthalten für 2015 insgesamt 321 Aktivitäten im Bereich Ernährungssicherung (SAN).