Partizipative Waldbewirtschaftung

Projektkurzbeschreibung

Bezeichnung: Partizipative Waldbewirtschaftung (PFM)
Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Politischer Träger: Landwirtschaftsministerium
Land: Äthiopien
Gesamtlaufzeit: 2013 bis 2018

Ausgangssituation

Die verbliebenen Waldgebiete Äthiopiens sind durch die fortschreitende Umwandlung von Waldflächen in Agrarland und eine zunehmende Degradierung in ihrem Bestand akut bedroht. Der Verlust von Wäldern hat unmittelbare Auswirkungen auf die Lebensgrundlagen der ländlichen Dorfgemeinschaften, vor allem weil weniger Feuerholz, Bauholz und andere Waldprodukte zur Verfügung stehen. Darüber hinaus beeinträchtigt die Zerstörung der Wälder indirekt die Verfügbarkeit von Wasser sowie die Fruchtbarkeit der Böden, insbesondere in Hanglagen – ein gefährlicher Teufelskreis, der die Entwaldung beschleunigt. Die schnell fortschreitende Zerstörung der Wälder ist eine große Gefahr für die Biodiversität.

Wichtige Voraussetzungen wurden bereits geschaffen, um diese Entwicklung zu stoppen. Dazu gehören beispielsweise nationale Richtlinien für eine partizipative Waldbewirtschaftung (PFM) sowie rechtliche Maßnahmen zur Übertragung von Waldnutzungsrechten auf lokale Gemeinden. Allerdings ist es immer noch notwendig, die für die Einführung der PFM relevanten Kompetenzen und Ressourcen aufzubauen, insbesondere bei der Gemeindeentwicklung. Die Rolle der Wälder im Rahmen einer nachhaltigen Landbewirtschaftung und die Funktion der lokalen Gemeinden bei der Bewirtschaftung der Wälder sind bisher nur wenig beachtet worden. Die äthiopischen Wälder werden deshalb zurzeit nicht nachhaltig genutzt.

Ziel

In ausgewählten Gebieten wird im Rahmen des nationalen Programms für eine nachhaltige Landbewirtschaftung eine partizipative Waldbewirtschaftung in und in der Nähe von Wassereinzugsgebieten praktiziert. Dies stärkt die Widerstandsfähigkeit (Resilienz) der Kleinbauern gegenüber dem Klimawandel.

Vorgehensweise

Um eine langfristige, nachhaltige Waldbewirtschaftung zu erreichen, ist es entscheidend, die Bewohner vor Ort in die maßgeblichen Prozesse einzubinden. Gleichzeitig müssen die lokalen Gemeinden lernen, wie sie die Wälder nachhaltig nutzen können. Fachkräfte der GIZ führen dazu Schulungen durch, arbeiten mit den Gemeinden in und in der Nähe von ausgewählten Wassereinzugsgebieten und vermitteln ihnen, wie sie sich im Sinne einer partizipativen Waldbewirtschaftung organisieren können.

Bei der Einführung des Konzepts der partizipativen Waldbewirtschaftung orientiert sich das Projekt an den nationalen PFM-Richtlinien und greift auf frühere Erfahrungen auf diesem Gebiet zurück, die folgende Maßnahmen umfassen:

  1. Zunächst werden geeignete Wälder mithilfe entsprechender Landnutzungskarten identifiziert. Anschließend legt das Programm in Zusammenarbeit mit den Einwohnern einen sozioökonomischen und waldbezogenen Datenbestand an.
  2. Als Vorbereitung auf den Aufbau von Kompetenzen und Ressourcen zur Einführung einer partizipativen Waldbewirtschaftung werden vorhandenes Wissen und Kompetenzen der Dorfgemeinschaften und der lokalen Waldbesitzer analysiert. Anschließend bieten Fachkräfte aus dem Programm Beratungsleistungen an, beispielsweise im Hinblick auf die Gründung und Führung gemeindebasierter Organisationen und den Aufbau von Strukturen für einen gerechten Vorteilsausgleich zwischen Männern und Frauen sowie zwischen dem Staat und den Gemeinden.
  3. Das Programm fertigt Studien an und führt Schulungs- und Beratungsmaßnahmen durch, um die Kompetenzen der Dorfbewohner zur nachhaltigen Waldbewirtschaftung sowie das vorhandene Wissen zu erweitern. So lernen die Gemeinden, wie sie ihre Wälder langfristig nachhaltig und unabhängig bewirtschaften können. Inzwischen werden auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verschiedener Behörden zum PFM-Konzept geschult. Das Programm berät die Institutionen auf allen Ebenen, um ein breites Verständnis für partizipative Maßnahmen und deren systematische Umsetzung zu schaffen.
  4. Mithilfe des Programms geben die Dorfgemeinschaften ihre Erfahrungen weiter. Außerdem unterstützt das Programm den Aufbau von Organisationsstrukturen zur Förderung einer partizipativen Waldbewirtschaftung. Es berät zur Entwicklung nachhaltiger Strategien und Bewirtschaftungspläne, die verschiedene Arten von Wäldern sowie deren Zustand berücksichtigen. Damit diese Pläne umsetzbar sind, konzentriert sich das Programm auf die Nutzung und Vermarktung von holzfremden Waldprodukten sowie auf eine langfristige Waldbewirtschaftung. Die Gemeinden werden zu praktischen Maßnahmen beraten, beispielsweise zum Aufbau und zur Bewirtschaftung von Baumschulen, zum Anpflanzen und zur Pflege von Bäumen sowie zur Holzernte.

Wirkung

In den Regionen Oromia, Amhara und Tigray wurden etwa 24 gemeindebasierte Organisationen gegründet, die zusammen fast 4.500 Mitglieder haben.

Die Gemeinden in den drei Projektregionen haben bis jetzt 52.000 Hektar Waldland für die Einführung des Konzepts der partizipativen Waldbewirtschaftung identifiziert (12.000 Hektar in Oromia, 22.000 Hektar in Amhara und 18.000 in Tigray). Die Evaluierung von Ressourcen und Beständen läuft zurzeit noch.

In den Gemeinden wurden Schulungen zur Bewirtschaftung von drei Baumschulen durchgeführt; dadurch konnten bereits rund 4.000 Sämlinge angepflanzt werden.

Das Projekt hat die Partnerorganisationen und teilnehmenden Gemeinden auf lokaler Ebene mit wichtigen Werkzeugen, Büromaschinen und anderen Ausrüstungsgegenständen ausgestattet, darunter Handwerkzeuge für die Baumschulen, Messinstrumente, Computer und Motorräder.