24.03.2021

Schutzkittel aus Albanien: „Die Zusammenarbeit war ein richtiger Glückstreffer“

Eigentlich wollte Christian Schneider mit seinem Unternehmen nach Afrika – dann kam Corona. Im Interview erzählt er, warum er stattdessen gemeinsam mit der GIZ in Albanien aktiv wurde.

Christian Schneider leitet gemeinsam mit seinem Bruder das Unternehmen PS-Trade, das im Gesundheitssektor tätig ist und engagiert sich außerdem in Entwicklungs- und Schwellenländern. In Albanien hat er zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH die Textilbranche während der Corona-Pandemie unterstützt. Im Interview berichtet er von seinen Erfahrungen aus der Zusammenarbeit.

Wie sind Sie zu Ihrem Engagement in Albanien gekommen? Bevor die Pandemie begann, wollten Sie Ihr Unternehmen doch auf dem afrikanischen Markt etablieren?

Das stimmt. Eigentlich sollte es 2020 nach Afrika gehen, um dort Projekte zum Beispiel zu Mikrokrediten für Unternehmerinnen voranzubringen. An Reisen war dann nicht mehr zu denken. Aber gerade in der Pandemie wollten wir unser Wissen und unser Netzwerk in Schwellenländern einbringen. Mit der GIZ waren wir auch schon vorher in Kontakt, aber über die Business Scouts, die in den Wirtschaftsverbänden tätig sind, sind wir dann auf die Textilbranche in Albanien aufmerksam geworden. Da sind zur richtigen Zeit die richtigen Menschen zusammengekommen und so konnten wir durch das Netzwerk der GIZ die Produktion von Schutzkitteln für den deutschen Markt anstoßen.

Wie war die Lage in Albanien als das Virus ausbrach? 

Die albanische Textilindustrie war vor der Pandemie stark von Aufträgen aus Italien abhängig. Als das Coronavirus Anfang 2020 nach Europa kam, brachen die Aufträge in Albanien fast komplett ein. Viele Jobs drohten verloren zu gehen. Gleichzeitig gab es von heute auf morgen einen hohen Bedarf an medizinischer Bekleidung. Zum Beispiel Schutzkittel. Als Handelsunternehmen im Gesundheitssektor hat PS Trade schnell erkannt, dass hier ein alternativer Markt erschlossen und gleichzeitig den Menschen geholfen werden kann. 

Wie ist der aktuelle Stand der Produktion?

Unser Produktionspartner in Albanien, EFA Solution, hat seit der Umstellung circa 10 Millionen Schutzkittel für Kund*innen aus Deutschland hergestellt und hat zurzeit eine Kapazität von 1,5 Millionen Exemplaren im Monat. Insgesamt konnten so rund 1.000 Arbeitsplätze während der Pandemie gesichert werden. Als nächster Schritt geht es nun darum, sich auch zukünftig auf dem europäischen Markt mit qualitativ hochwertigen Produkten zu platzieren.

Vor Ort haben Sie mit einem Projekt der GIZ zusammengearbeitet. Wie sah das in der Praxis genau aus?

Die GIZ hat EFA Solution dabei unterstützt, die Zertifizierungen für Schutzkleidung zu erhalten. Denn nur mit den richtigen Standards kann auf dem europäischen Markt verkauft werden. Die Zusammenarbeit war ein richtiger Glückstreffer: Ohne große Finanzierung, sondern einfach durch das richtige Netzwerk konnten wir in kurzer Zeit – die Umstellung hat drei Monate gedauert – viel erreichen.  

Was nehmen Sie selbst aus dieser ungewöhnlichen Zeit mit?

Ich selbst bin staatlich geprüfter Küchenmeister und bin dann beruflich einen ganz neuen Weg gegangen. Genauso war es auch in Albanien. Wandlungsfähig zu sein und sich neuen Situationen anpassen zu können, öffnet neue Türen. Dabei muss man oft bei sich selbst anfangen.

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